Schauplätze auf Lanzarote und hierzu passende Zitate aus dem Roman

Lavagrab

 

Nun fühlte sich Victoria wirklich auf den Mond versetzt. Soweit das Auge reichte, war da nichts als graubraune Erde. Keine Pflanzen, weder Sträucher noch Bäume.

Es war einfacher als gedacht, den Weg nach Tenesar zu finden. Die Navigationsapp ihres Smartphones kannte den Ort, der nur aus ein paar Häuschen bestand. Die Fahrt dorthin verlangte Victoria dennoch einiges ab, denn die Straße überraschte sie immer wieder mit Wellen und Löchern. [...] Kurz vor dem Abzweig zu ihrem Ziel wurde der Belag noch schlechter. Die Asphaltierung endete, das Auto hoppelte nun über eine wellblechartige Piste.

 

Der Ort vermittelte einen Eindruck davon, wie es auf der Insel vor dem Tourismusboom Anfang der 1980er Jahre ausgesehen hatte. Unbefestigte Pisten, die Gebäude waren schmucklose weiße Quader, die Fassaden an einigen Stellen angefressen vom steten Wind und Salz des Meeres.

Was der Reiseführer vollmundig als Wanderweg entlang der Küste angepriesen hatte, entpuppte sich als schmaler Pfad zwischen der Lava. Immerhin hielt der Rest, was die Beschreibung versprochen hatte: Die Gegend war vollständig verwaist. Erstarrte Lava, vereinzelte erdige Flecken und geducktes Grünzeug, meist kaum mehr als ein paar Flechten, machten die Umgebung aus. Nachdem sie das letzte Haus Tenesars hinter sich gelassen hatten, waren das beständige Klatschen der Wellen und die Schreie einiger Möwen die einzigen Geräusche, gelegentlich variiert durch eine Windböe, die über die karge Ebene blies.

Suchend blickte sich Victoria um. »Bist du nicht mit einem Auto gekommen?« Dann entdeckte sie das Mountainbike. »Du bist doch wohl nicht …?« Die Frage blieb unvollendet, da Jarne bereits nickte.

»Klar, warum nicht? Der Weg von der Playa Quemada hier hoch ist eine perfekte Mountainbikestrecke. Ich freue mich schon darauf, mich nachher dort hinunterzustürzen.«

Höhlen wie diese gab es überall auf Lanzarote. Sie entstammten der Zeit der Vulkanausbrüche. Die Lava war in jenen Jahren unterschiedlich schnell geströmt und erkaltet und hatte Löcher, Spalten und Hohlräume in allen erdenklichen Größen hinterlassen.

Jeder Schritt konnte den Sturz ins Bodenlose bedeuten.

Der helle Fleck, der den Eingang in diesen felsigen Rachen markierte, erschien unendlich weit weg und wurde unerreichbar, nun da ein Klackern verriet, dass die Strickleiter hochgezogen wurde.

 

Sie fanden den Treffpunkt ohne Probleme. Die verfallene Hütte lag ruhig im Sonnenlicht. Jarne bedeutete Victoria, leise zu sein und hinter ihm zu bleiben. Seine Körperhaltung zeugte von Anspannung.

Auch Victorias Sinne befanden sich in Alarmbereitschaft. Scharf fokussierte sie die Ruine.

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